Acht Wochen Campingsafari durch Botswana und Namibia: über Ideen, Routen, Planänderungen und Autos, Vorbereitungen und Flüge.
AUFTAKT
Eine Woche vor dem Abflug erreichen uns über die Weltpresse erste Informationen zur neuen Covid-19 Virusvariante «Omikron». Während ein paar Tagen haben wir dann doch Grund, ziemlich nervös zu werden, denn in einer ersten Schnellschussreaktion entscheiden sich einige Airlines, sämtliche Flüge ins südliche Afrika bis auf weiteres auszusetzen, es ist unklar, ob Grenzen dicht gemacht werden oder nicht, welche Einreisebedingungen ändern sich allenfalls für uns, wie ist die Situation vor Ort, was machen wir, wenn wir nun doch nicht fliegen können? Zwei, drei Tage lang ist vieles unklar, dann entspannt sich alles ein wenig und unsere Airline bestätigt, dass die Flugverbindungen aufrechterhalten werden, die Einreise bleibt möglich, mit grösseren Einschränkungen ist ebenfalls nicht zu rechnen. Insbesondere für Beenie wäre die Situation doch ziemlich delikat geworden, denn er hatte seine alte Wohnung bereits leer geräumt, die Möbel eingestellt und die Koffer gepackt - die neue Wohnung in einem Neubau würde nicht vor Ende Februar 2022 bezugsbereit sein.
Sowieso, diese Pandemie sorgte für einige Planänderungen und Unsicherheiten im ganzen - nennen wir es mal «Annäherungsprozess» - an diese Reise. Nach unserer dreieinhalbwöchigen #safaribrothers Vol. VII Tour 2019 durch die Kalahari war klar, dass wir im Jahr 2022 wieder mal etwas länger nach Afrika möchten, wenn möglich so drei bis vier Monate. Zuvor sollte jedoch im Oktober 2020 noch eine vierwöchige Reise zu viert stattfinden mit einem befreundeten Paar von uns, welche sich ihren Traum von ihrer ersten Afrikareise erfüllen wollten. Schon lange hatten sie uns mal versprochen, irgendwann mitzukommen und so haben wir angefangen, diesen Trip zu planen. Zwei Fahrzeuge wurden gebucht, eine Route ausgearbeitet (Windhoek - Namib - Damaraland - Etosha - Kavango-Zambezi-Region - Kasane - Chobe - Okavango-Delta - Kalahari Transfrontier Park - Windhoek) und erste Reservationen über die Agentur unseres Vertrauens gemacht sowie natürlich Flüge gebucht. Nach Ausbruch der Pandemie war aber bald mal klar, dass es keinen Sinn hatte, es durchdrücken zu wollen und so hatten wir uns im Juni 2020 entschieden, um ein Jahr zu verschieben. Ein paar Wochen später änderte sich die Lebenssituation unserer Freunde grundlegend, weshalb die Reise vorerst und bis auf weiteres ganz storniert wurde. Somit hatten Beenie und ich neue Pläne zu schmieden.
Die Idee war schnell geboren: die vierwöchige Reise mit unseren Freunden wird ohne dieselbigen etwas nach hinten und die lange 2022er-Tour etwas nach vorne geschoben. Et voilà, somit sollte es von Anfang Dezember 2021 bis Ende Februar 2022 für drei Monate nach Namibia, Botswana, Simbabwe und Sambia gehen. Bis dahin war aber noch etwas Zeit und wie es so kommt im Leben, lernte ich die Liebe meines Lebens kennen. Meine Partnerin hat mich von Anfang an in allen Belangen unterstützt und sehr darin bestärkt, die Reise durchzuziehen, geplant sei geplant und mein Bruder und ich sollen unser Ding nun einfach durchziehen. Trotzdem war mir nicht mehr so richtig wohl dabei, für drei lange Monate weg zu sein, das war dann irgendwie doch einfach zu viel. Beenie zeigte grosses Verständnis für meinen Entscheid, um einen Monat zu kürzen, und so kam es, dass es schlussendlich acht gemeinsame Wochen in Namibia und Botswana geworden sind.
ROUTE
Für die ursprünglich dreimonatige Reise wäre vorgesehen gewesen, nach längerer Zeit mal wieder einen Teil von Sambia und zum ersten Mal auch Simbabwe zu bereisen - Start- und Endpunkt auch hier natürlich Windhoek. Aufgrund der vor allem auch während der Planungen immer noch weitreichenden Einschränkungen und Unsicherheiten in Bezug auf die Covid19-Pandemie und auch meinem Entscheid, weniger lang zu bleiben als zunächst vorgesehen, kamen wir bald zum Schluss, uns auf Namibia und Botswana zu beschränken. Dadurch wäre nur ein- bzw. natürlich zwei Mal eine Grenze zu überqueren, was es etwas vorausschaubarer macht und bis eben kurz vor Abflug auch alles richtig gut ausgeschaut hat in Bezug auf die Möglichkeiten für uns Touristen, die Grenzen zu passieren und uns innerhalb der beiden Ländern ohne allzu grossen Einschränkungen bewegen zu können. Zudem hatten wir von unserer vorerst um ein Jahr verschobenen «Friends»-Tour noch Buchungen von Campsites im Kgalagadi Transfrontier Park und dem Moremi Game Reserve bei unserer Agentur offen, welche bereits angezahlt waren und wir somit für diese Reise noch nutzen und entsprechend umbuchen wollten.
Zwei Regionen haben es uns besonders angetan: die (südliche) Kalahari und das Okavango-Delta - von daher waren diese zwei Eckpunkte ohnehin klar. Hinzu sollte erstmals auch die Zentralkalahari und der Nxai Pan National Park als neue Reiseziele kommen.
Eine schöne Runde über die südliche Kalahari, Zentralkalahari, Okavango-Delta, Nxai Pan und Nord-Botswana mit dem Chobe, durch die Kavango-Zambezi-Region im Nordosten Namibias zurück nach Windhoek war im Groben also schnell ausgearbeitet. Wegen der diversen Corona-Massnahmen blieben während längerer Zeit verschiedene Grenzübergänge geschlossen, darunter auch Mata Mata am südwestlichen Eingang im Dreiländereck Namibia - Südafrika - Botswana zum Kgalagadi Transfrontier Park (KTP). Da sich eine Wiedereröffnung nicht abzuzeichnen schien, musste eine Planänderung her - und damit eine erste, grössere Unbekannte direkt zu Beginn der Reise: die Durchquerung der Kalahari von Nord (Kalahari Bush Breaks) nach Süd, via der riesigen Wildschutzgebiete Ukhwi (Mastleng Pan) und KD2, in den KTP via Kaa Gate auf botswanischer Seite. Eine, wie sich herausstellen sollte, wirklich selten befahrene und damit umso einsamere Strecke.
AUTO & AUSRÜSTUNG
Als Fortbewegungsmittel und sozusagen auch Heim für die zwei Monate «auf Pad» haben wir wie schon für die letzten beiden Reisen einen Toyota Hilux Expedition DC 2.8 TD von Safari Car Rental gewählt. «Never change a winning team» - dieses Auto ist einfach perfekt und mit den Diensten von SCR sind wir äusserst zufrieden. Dies zeigte sich insbesondere auch unterwegs, wo bei Problemen oder Pannen unkompliziert, schnell und immer erreichbar geholfen wird. Besonders herausheben müssen wir Technik-Chef Robbie, der sich wirklich sehr engagiert gezeigt hat und im Anschluss an eine grössere Reparatur nach der Rückkehr nach Windhoek völlig unkompliziert das Auto einfach ausgetauscht wurde.
Der Expedition ist das für unsere Bedürfnisse ideale Fahrzeug und der für SCR eigens konstruierte Aufbau mit eingebautem «Küchenschrank», Kühlschrank/Tiefkühler, Material und Stauraum für echte, mehrwöchige Busch-Abenteuer absolut top ausgerüstet. Wir haben uns für die Konfiguration mit einem Dachzelt für Beenie entschieden, dazu ein zusätzliches, 2,5 x 2,5 m grosses Bodenzelt von Howling Moon für mich.
Über die Jahre hat sich doch einiges an Material angesammelt, das wir selber mitgebracht oder dann vor Ort besorgt hatten. Von Wäscheleine, Verlängerungskabel, Adapter über Axt bis hin zu Stativ und neu auch einem Potjie (Dreibein-Kessel) dürfen wir so bei unserem Freund Willi in seiner Garage in Windhoek einlagern. Das ist natürlich sehr praktisch und spart viel an Gepäckgewicht, «zwingt» uns aber für unsere Reisen halt einfach immer zum Start- und Endpunkt Windhoek (was aber selbstredend nicht weiter schlimm ist…).
FLÜGE
Nachdem während der Pandemie ja besonders die Flugbranche durcheinandergewirbelt und die Verbindung über Doha mit Qatar Airways, die wir für die letzten drei Male jeweils gerne genutzt hatten, vorübergehend eingestellt wurde, waren die Optionen plötzlich ziemlich eingeschränkt. Zudem wollten wir «taktisch» auch so lange wie möglich zuwarten mit der Flugbuchung - je nachdem, wie sich die Pandemie-Situation entwickelt. Im Juli nahm die neue Lufthansa-Tochter Eurowings Discover ihren Betrieb auf, Ende August buchten wir die brandneue Verbindung von Frankfurt nach Windhoek (Zubringer mit Lufthansa von Zürich). Dank meiner Nachbarin, die für eine Konzern-Airline in der Kabine arbeitet, gab es über ihr Angestellten-Portal sogar noch ein bisschen Rabatt, so dass wir zu einem sehr guten Preis (knapp über EUR 600 pro Nase) eine super Flugverbindung mit überaus attraktiven Umsteige- und Ankunftszeiten.
Es gibt überaus kritische Stimmen zur neuen Fluggesellschaft Eurowings Discover, die wir nach unseren nun gemachten Erfahrungen so gar nicht teilen können. Das war alles ganz in Ordnung und für diesen Preis (Normalpreis ohne Rabatt wäre bei rund EUR 800 - 900 gelegen) mit diesen Abflug- und Ankunftszeiten als Direktflug eigentlich konkurrenzlos.
Comments